Ich habe dero Schreiben vom 27. m.p. nebst dem Briefe des Grafen Algarotti erhalten, und nach Eröffnung desselben darinn eine Einlage für den Abbe de Prades gefunden, dem ich selbige auch zugestellet habe. Es wundert mich, dass der Herr Graf seine Briefe noch immer unter Glasows Adresse einsendet, da ich ihm doch schon vor länger als 4 Wochen gemeldet, dass dieser Mann in der qualité eines Kammer-Dienes nicht mehr existirte. Vor 8 Tagen habe wieder an ihn geschrieben, und vermuthlich wird inskünftige diese Adresse nicht wieder zum Vorschein kommen.
Ich hoffe, dass mon cher Compère sich jetzo etwas wohl befinden werden. Se. Maj. haben Sich vorgestern sehr gnädig darnach er- kundiget, und da ich Höchstdenenselben sagte, dass Sie zufolge dero letzteren Briefen geschwollen wären, bedauerten Höchstdieselben Sie recht sehr.
Da unsre hiesige Neuigkeit zeithero nicht angenehm gewesen, habe ich mit allem Fleiß, meine Freunde damit nicht beun- ruhigen wollen. Vielleicht aber sind Sie aus Mangel wahrer und genuiner Nachrichten noch in großerer Verlegenkeit. Ich kann nur leicht vorstellen, was in dortigen Landen fur Wiedersprüche herrschen müssen, da man hier bey der Armée nicht gäntzlich davon befreyet ist, sondern alle Behutsamkeit anzuwenden hat, dass man nicht durch fürchterliche Vorstellungen unser Angelegenheiten hintergangen wird.
Ich kann Ihnen mit voller Gewissheit melden, dass unsre Umstände nicht so beschaffen sind, als unser Feinde, die ohnedem zur Aus- schweifung und Prahlerey bis zum Ekel geneigt sind, es behaupten. Wir sind ihnen hier in Böhmen noch an Anzahl und Macht überlegen, und ungeachtet bei der letzten Action vom 18. Junii der Endzweck nicht erreichet, auch die Belagerung von Prag aüf- gehoben worden: so stehen wir doch anjetzo in einer Verfassung, die unsre Vortheile in Böhmen nicht allein behauptet, sondern auch dem Feinde bittere Streiche prophezeyet. Dass letzterer bey der vor- gefallenen action keine Seide gesponnen, erhellet aus vielen an- dern Gründen nur daraus, dass derselbe sich nicht getrauet, uns unter Augen zu kommen, sondern nur mit detachirten Haufen Räuber-Gesindel gegen uns agiren lässet. Die Ueberläufer von der feindlichen Armée, so gegenwärtig mit dem rechten Flügel bey Lissa mit dem lincken nach der Yser zu ste- het, sagen einmütig aus, dass oesterreichischer Seits in der letzten Bataille mehr als 20000 Man geblieben, und wenn unsre Cavallerie, oder nur ein Paar Regimenter noch einen Choc gemacht, wäre ihre gantze schon in völlige Verwirrung geriethene Ordre de bataille zum Henker gegangen. Es ist also ein Glück, für die Oesterreicher, dass sie dies einzige mahl auf dem Ort, wo sie von Anfang ge- standen, stehen geblieben, mehrerer Vortheile können sie sich mit Recht nicht rühmen. Der Himmel wende nur größeres Unglück von ünsern landen ab! Hier in Böhmen werden den Feinden schon schreck- lich bleiben.
Unser armer Feld-Probst Decker ist zu meiner und vieler Freunde größten Betrübnis heute früh noch einer kürtzen doch heftigen Kranck- heit am hitzigen Fieber, in die Ewigkeit gegangen. Gott erbarme sich Seiner zahlreichen nachgelassenen Famille!
Den Herr Hofrath Cothenius haben Sr. König. Maj. aus Höchsteigener Bewegung zum Geheimen-Rath erkläret. Er ist es würdig, und ich kenne keinen Menschen, der Ihm sein Glück misgönnet. Vermuth- lich wird Er Ihnen davon Part geben.
Ich empfehle mich übrigens zu beständigen Freundschaft, und habe die Ehre, mit der vollkommensten Hochachtung zu verharre,
Monsieur et très cher Compère, votre tres humble et fidele Serviteur Leining
Haupt-Quartier zu Leitmeritz den 7te Julii 1757
ich wolte dass H. An. in Pommern blieben wäre. denn der wulff lässt von seine Haar etc etc. ohngeachtet Sr. König. Maijt. mir ihn gleich andern Cammer Bedienter Souportirirt so stößet doch die herrschsucht zu weilen vor und ich habe ofters Verdrüß von ihm, noch ist nicht die geringste Marque der Grace gegen ihn, ich wolte dass es auf einer oder die andere arth änderte.
Leining to Fredersdorf: Letter 14, take 2
Date: 2024-10-18 03:29 pm (UTC)Ich habe dero Schreiben vom 27. m.p. nebst dem Briefe des
Grafen Algarotti erhalten, und nach Eröffnung desselben darinn
eine Einlage für den Abbe de Prades gefunden, dem ich selbige
auch zugestellet habe. Es wundert mich, dass der Herr Graf seine
Briefe noch immer unter Glasows Adresse einsendet, da ich ihm
doch schon vor länger als 4 Wochen gemeldet, dass dieser Mann
in der qualité eines Kammer-Dienes nicht mehr existirte.
Vor 8 Tagen habe wieder an ihn geschrieben, und vermuthlich
wird inskünftige diese Adresse nicht wieder zum Vorschein kommen.
Ich hoffe, dass mon cher Compère sich jetzo etwas wohl befinden
werden. Se. Maj. haben Sich vorgestern sehr gnädig darnach er-
kundiget, und da ich Höchstdenenselben sagte, dass Sie zufolge
dero letzteren Briefen geschwollen wären, bedauerten Höchstdieselben
Sie recht sehr.
Da unsre hiesige Neuigkeit zeithero nicht angenehm gewesen,
habe ich mit allem Fleiß, meine Freunde damit nicht beun-
ruhigen wollen. Vielleicht aber sind Sie aus Mangel wahrer
und genuiner Nachrichten noch in großerer Verlegenkeit. Ich kann
nur leicht vorstellen, was in dortigen Landen fur Wiedersprüche
herrschen müssen, da man hier bey der Armée nicht gäntzlich
davon befreyet ist, sondern alle Behutsamkeit anzuwenden
hat, dass man nicht durch fürchterliche Vorstellungen unser
Angelegenheiten hintergangen wird.
Ich kann Ihnen mit voller Gewissheit melden, dass unsre Umstände
nicht so beschaffen sind, als unser Feinde, die ohnedem zur Aus-
schweifung und Prahlerey bis zum Ekel geneigt sind, es behaupten.
Wir sind ihnen hier in Böhmen noch an Anzahl und Macht
überlegen, und ungeachtet bei der letzten Action vom 18. Junii
der Endzweck nicht erreichet, auch die Belagerung von Prag aüf-
gehoben worden: so stehen wir doch anjetzo in einer Verfassung,
die unsre Vortheile in Böhmen nicht allein behauptet, sondern auch
dem Feinde bittere Streiche prophezeyet. Dass letzterer bey der vor-
gefallenen action keine Seide gesponnen, erhellet aus vielen an-
dern Gründen nur daraus, dass derselbe sich nicht getrauet, uns
unter Augen zu kommen, sondern nur mit detachirten
Haufen Räuber-Gesindel gegen uns agiren lässet. Die
Ueberläufer von der feindlichen Armée, so gegenwärtig mit dem
rechten Flügel bey Lissa mit dem lincken nach der Yser zu ste-
het, sagen einmütig aus, dass oesterreichischer Seits in der letzten
Bataille mehr als 20000 Man geblieben, und wenn unsre
Cavallerie, oder nur ein Paar Regimenter noch einen Choc gemacht,
wäre ihre gantze schon in völlige Verwirrung geriethene Ordre de
bataille zum Henker gegangen. Es ist also ein Glück, für die Oesterreicher,
dass sie dies einzige mahl auf dem Ort, wo sie von Anfang ge-
standen, stehen geblieben, mehrerer Vortheile können sie sich mit
Recht nicht rühmen. Der Himmel wende nur größeres Unglück von
ünsern landen ab! Hier in Böhmen werden den Feinden schon schreck-
lich bleiben.
Unser armer Feld-Probst Decker ist zu meiner und vieler Freunde
größten Betrübnis heute früh noch einer kürtzen doch heftigen Kranck-
heit am hitzigen Fieber, in die Ewigkeit gegangen. Gott erbarme sich
Seiner zahlreichen nachgelassenen Famille!
Den Herr Hofrath Cothenius haben Sr. König. Maj. aus Höchsteigener
Bewegung zum Geheimen-Rath erkläret. Er ist es würdig, und ich
kenne keinen Menschen, der Ihm sein Glück misgönnet. Vermuth-
lich wird Er Ihnen davon Part geben.
Ich empfehle mich übrigens zu beständigen Freundschaft, und habe die
Ehre, mit der vollkommensten Hochachtung zu verharre,
Monsieur et très cher Compère,
votre tres humble
et fidele Serviteur
Leining
Haupt-Quartier zu Leitmeritz
den 7te Julii 1757
ich wolte dass H. An. in Pommern blieben
wäre. denn der wulff lässt von seine Haar etc etc.
ohngeachtet Sr. König. Maijt. mir ihn gleich
andern Cammer Bedienter Souportirirt
so stößet doch die herrschsucht zu weilen vor
und ich habe ofters Verdrüß von ihm, noch ist nicht
die geringste Marque der Grace gegen ihn, ich wolte
dass es auf einer oder die andere arth änderte.